Wärmebrückenzuschlag nach DIN EN 12831-1 für Bestandsgebäude
Der Wärmebrückenzuschlag (ΔUTB) ist ein pauschaler Zuschlag zur vereinfachten Berücksichtigung von Wärmebrücken bei der Heizlastberechnung nach DIN EN 12831-1, der besonders bei Bestandsgebäuden ohne aufwändige Detailberechnungen angewendet wird.
Definition nach DIN EN 12831-1, Tabelle B.1
Die DIN EN 12831-1:2017 definiert in Tabelle B.1 vier Standardkategorien für den Wärmebrückenzuschlag:
Auswahlkriterien | ΔUTB [W/(m²·K)] |
|---|---|
Neue Gebäude; hoher Grad der Wärmedämmung und Minimierung von Wärmebrücken, welche die Anforderungen der allgemein anerkannten Regeln der Technik übertrifft | 0,02 |
Neue Gebäude, die die allgemein anerkannten Regeln der Technik bezüglich der Minimierung von Wärmebrücken erfüllen | 0,05 |
Gebäude mit einer hauptsächlich inneren Wärmedämmung, die durch Massivdecken beschädigt wurden (z. B. Stahlbeton) | 0,15 |
Alle weiteren Gebäude | 0,10 |
Anmerkung: Bei der Auswahl der Wärmebrückenzuschläge haben wir die Auswahl des branchenüblichen Zuschlages nach DIN 4108 Beiblatt 2 Kategorie B mit 0,03 W/(m²K) eingepfelgt statt der 0,02 W/(m²K), die in der DIN 12831 beschrieben sind.
Wichtiger Hinweis: Die nachfolgend genannten Empfehlungen sind Praxistipps zur Orientierung. Die finale Einschätzung des angemessenen ΔUTB-Wertes muss von einer Fachperson vor Ort bzw. nach eigenem Ermessen und Fachwissen getroffen werden, da die Bewertung von zahlreichen gebäudespezifischen Faktoren abhängt.
Empfohlene ΔUTB-Werte für Bestandsgebäude (Praxistipps)
ΔUTB = 0,05 W/(m²∙K) empfohlen für:
Gut sanierte Bestandsgebäude (ab 2002)
Moderne Bauweise mit bewusster Wärmebrückenminimierung
Gebäude mit WDVS oder vergleichbarer Dämmung
Einfamilienhäuser mit Standardkonstruktion
ΔUTB = 0,10 W/(m²∙K) empfohlen für:
Ältere Bestandsgebäude (1970-2002)
Unsanierte Gebäude mit erkennbaren Wärmebrücken
Mehrgeschossige Gebäude mit Betonstruktur
Gebäude ohne bewusste Wärmebrückenplanung
"Alle weiteren Gebäude" nach DIN-Tabelle B.1
ΔUTB = 0,15 W/(m²∙K) empfohlen für:
Gebäude mit Innendämmung
Gebäude mit vielen auskragenden Balkonen und Erkern ohne Dämmung
Gebäude mit hauptsächlich innerer Wärmedämmung, die durch Massivdecken beschädigt wurden (z.B. Stahlbeton - entspricht DIN-Tabelle B.1)
Praktische Einschätzungshilfen für Bestandsgebäude
Bewertungskriterien zur ΔUTB-Bestimmung
Sichtprüfung am Gebäude:
Durchgehende Balkonplatten: +0,05 W/(m²∙K)
Ungedämmte Betonstürze: +0,03 W/(m²∙K)
Fensteranschlüsse ohne Dämmung: +0,02 W/(m²∙K)
Sockelbereiche ungedämmt: +0,02 W/(m²∙K)
Baualtersklassen-Orientierung:
Vor 1977 (vor 1. WärmeschutzV): ΔUTB = 0,10-0,15 W/(m²∙K)
1977-1995: ΔUTB = 0,10-0,15 W/(m²∙K)
1995-2002: ΔUTB = 0,05-0,10 W/(m²∙K)
Ab 2002: ΔUTB = 0,05 W/(m²∙K)
Auswirkungen auf die Heizlast
Beispielrechnung für 100 m² Außenwand:
ΔUTB = 0,05: +150 W bei 30K Temperaturdifferenz
ΔUTB = 0,10: +300 W bei 30K Temperaturdifferenz
ΔUTB = 0,15: +450 W bei 30K Temperaturdifferenz
Normative Grundlage
DIN EN 12831-1:2017, Abschnitt 6.3.2.2:
"ΔUTB berücksichtigt Wärmebrücken auf vereinfachte Weise; sofern eine ausführlichere Betrachtung von Wärmebrücken erforderlich ist, darf stattdessen das in Anhang C beschriebene Verfahren angewendet werden"
Empfehlung für die Praxis: Bei Bestandsgebäuden ohne detaillierte Konstruktionszeichnungen ist der pauschale Wärmebrückenzuschlag nach DIN-Tabelle B.1 und Baualter die praktikabelste Lösung. Eine fachkundige Einschätzung vor Ort ist einer pauschalen Annahme vorzuziehen.